Europäische Teppiche sind nicht so verbreitet oder bekannt wie ihre Indischen oder asiatischen Vorbilder, dennoch gibt es sie.
Hier ein kurzer Überblick.
Europäische Teppiche
Nach den Kreuzzügen des 11. Jahrhunderts tauchten die ersten orientalischen Teppiche in Europa auf. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts dienten sie hauptsächlich als Wandschmuck und als Tischdecke.
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts tauchten orientalische Teppiche auch in der europäischen Malerei auf.
Teppiche indisch-persischer Herkunft kamen durch die holländischen, britischen und französischen Handelsgesellschaften des 17. und 18. Jahrhunderts nach Europa.
Französische Teppiche
Die auf Initiative des Königs Heinrich IV. im Jahre 1608 ins Leben gerufene französische Teppichproduktion nahm sich türkische Teppiche zum Vorbild, und es wurde der türkische Knoten verwendet.
Die Produktion wurde 1628 nach St. Cloud bei Paris, und zwar in eine ehemalige Seifenfabrik (franz. Savonnerie) verlegt, so dass diese Teppiche die Bezeichnung Savonnerien erhielten. Die frühesten Teppiche werden häufig auch Louis-XIII-Teppiche genannt, auch wenn sie aus den Anfangsjahren der Regentschaft von Ludwig XIX. stammen. Die Teppiche waren reichlich mit Blumenmotiven geschmückt, aber auch militärische und architektonische Motive kamen vor. Die Muster stammen von holländischen und flämischen Textilien und Gemälden. Die bekanntesten Savonnerie-Teppiche (insgesamt 105 Teppiche) wurden für die Grande Galerie und die Galerie d’Apollon im Louvre angefertigt. Die Blütezeit dieser Teppichproduktion lag zwischen 1650 und 1789.
1826 wurde die Fertigung von Savonnerie-Teppichen nach Gobelins in Paris verlegt, einer Fabrik für die Herstellung von Stofftapeten und Möbelbezügen. Nach der französischen Revolution verschlechterte sich die Qualität der Teppiche.
In Aubusson begann die Teppichproduktion im Jahr 1743, und in Beauvais wurden handgeknüpfte Teppiche von 1780 bis 1792 hergestellt.
Die Teppiche imitierten türkische Vorlagen, entwickelten sich dann aber zu einfacheren Varianten der Savonnerie-Teppiche. Frankreich hat heute keine nennenswerte Teppichproduktion mehr. Savonnerie-und Aubusson-Teppiche werden aber in China, Indien und Pakistan kopiert.
Englische Teppiche
Die Knüpftechnik wurde in England wahrscheinlich zu Beginn des 16. Jahrhunderts eingeführt. Damals konzentrierte sich die Teppichfertigung um die Stadt Norwich im Südosten Englands. Als Vorbild dienten häufig anatolische und indisch-persische Teppichmuster. Hier wurde – wie auch in Frankreich – der symmetrische Knoten verwendet.
Nur wenige Teppiche sind noch aus dieser Zeit erhalten; sie befinden sich im Privatbesitz in Exeter, Moorfield und Axminster. In Exeter und Moorfield hatten sich Teppichknüpfer aus Paris niedergelassen; ihre Teppichmuster hatten diejenigen der franz. Savonnerie-Teppiche zum Vorbild. Teppiche aus Axminster waren manchmal mit braunem Farbhintergrund und mit Vogelmustern geknüpft.
Englische Teppiche werden stets mit der Stadt Kidderminster (Worcestershire) verknüpft; hier lag das Zentrum der englischen Teppichprodukten zur Zeit der industriellen Revolution.
Spanische Teppiche
Die Herstellung spanischer Teppiche begann im 10. Jahrhundert. Spanien war vom 8. bis 13. Jahrhundert von den Mauren beherrscht, die die Kunst des Teppichknüpfens einführten. Daher waren spanische Teppiche stark von Mustern und Motiven des Islam beeinflusst, die mit christlichen Symbolen kombiniert wurden.
Der älteste erhaltene Teppich ist der sog. Synagogenteppich aus dem 14. Jahrhundert. Die sich wiederholenden geometrischen Muster enthielten zur Zeit der christlichen Wiedereroberung Spaniens Symbole christlicher spanischer Familien.
Zahlreiche im 15. Jahrhundert entstandene Teppiche sind außerdem von türkischen Vorlagen angeregt. Die Muster spanischer Renaissance-Teppiche des 16. Jahrhunderts stammen von Textilvorlagen aus Seide. Kränze und Granatäpfel gehören zu den beliebtesten Motiven. Im 18. und 19. Jahrhundert kopierte man den Stil französischer Aubusson- und Savonnerie-Teppiche.
Spanien hat heute eine nur kleine Teppichproduktion. Die Teppiche sind von hoher Qualität und daher etwas teuer. Es werden auch billigere Teppiche in marockanischem Stil gefertigt.
Irländische Teppiche
Die Herstellung irländischer Teppiche nahm erst um 1898 einen Aufschwung, als der schottische Textilarbeiter Alexander Morton sich an der Westküste Irlands niederließ. Die Teppiche wurden als Donegals bekannt gemäß der orientalischen Tradition, den Teppich nach dem Herstellungsort zu benennen.
Von der Weltwirtschaftskrise war auch die Teppichproduktion betroffen; sie erfolgte nur noch in der Fabrik von Killybeg. Das Unternehmen wurde 1954 von der Donegal Carpets Ltd übernommen. 1987 hörte allerdings die Produktion ganz auf.
1997 wurde auf Initiative der Einwohner von Killybeg die alte Fabrik wieder in Betrieb genommen. 1999 begann die Teppichproduktion mit staatlicher Unterstützung. Diese handgeknüpften Teppiche sind die einzigen, die heute noch auf den britischen Inseln hergestellt werden. Sie werden auf Bestellung in den vom Kunden angegebenen Maßen und Mustern geliefert.
in den nächsten Artikeln befassen wir uns ein wenig mit den persischen und Nordafrikanischen Teppichen.
gefunden auf: http://www.alleszumteppich.de/pages/Teppichstile_und_Teppichregionen-846.html